Tagebuchgekritzel Oktober 2004

Herbsttag ohne Sonnenschein und Frauen ohne Lächeln. Ein Leichenwagen hält gegenüber. Der vierte, den ich diese Woche sehe. Wo soll das noch hinführen? Drei Stockwerke überm Nachbarhaus hängt der Himmel herab. Wieder nichts geschrieben. Stattdessen onaniert. Besser gesagt: gelangweilt an mir rumgerieben und schließlich abgespritzt. Danach war der Tag nur noch öder als er davor eh schon vermuten ließ. Das versteht man also mit 30 unter Befriedigung: Jenseits der Geilheit gibt es nichts was einen noch anrührt.

Die Vorstellung mich mit einer Unbekannten auseinanderzusetzen, nur um sie nach etlichen Litern Alkoholika und verbaler Belanglosigkeiten zu ficken, erscheint mir nicht reizvoll. Sie ist mir eher unerträglich.

Jetzt schieben zwei schwarze Männer einen schwarzen Metallsarg in den schwarzen Wagen. Die Blätter der Birkenbäume in Hinterhof sind schon mehr gelb als grün und an einem der Bäume wuchert ein Geflecht, dass ihn sicher bald umbringt. Im Wohnblock gegenüber zieht sich eine Frau den cremfarbenen Pulli vom Körper und zeigt ihren schwarzen BH der Nachbarschaft. Schlampe. Hat die keine Vorhänge? Ich fühle mich belästigt. Sie dreht sich um und verschwindet in ihrer Wohnung. Das hätts jetzt auch nicht gebraucht.

Der Leichenwagen fährt davon. Sensation beendet. Niemand krümmt sich vor Trauer auf der Straße. Tragik gibts auch nur im Kino. Oder in der Kunst allgemein - aber das liest sich scheisse "Tragik gibts auch nur in der Kunst". So einen Satz kann man nicht mal ins Tagebuch schreiben, das stößt auf.

Wenns wenigstens regnen würde - das wär ein Grund um Drinnen zu bleiben. Nix. Nur Wind und nicht mal der nimmt seine Sache ernst.

Na ja, reicht mal wieder nicht zum Selbstmord. Und zu nem Gedicht auch nicht. So schlecht wär Ficken jetzt auch wieder nicht. Oder doch ein Bier.